LNG Energiepolitik

Kritik an LNG-Trasse im Kreis Pinneberg

PRESSEMITTEILUNG, 28.07.2022

Zusammen mit dem Ortsverband Moorrege und den Grünen Mitgliedern in Hetlingen schaltet sich der Kreisverband von Bündnis 90/ Die Grünen in die Debatte um das Planungsverfahren zum Bau der Gasleitungen vom geplanten LNG Terminal Brunsbüttel durch den Kreis Pinneberg ein. Das verkürzte Auslegungsverfahren sei bezüglich des furchtbaren Angriffskrieges von Russland in der Ukraine nachvollziehbar, jedoch würden Betroffene und Verbände vor zu hohe Hürden gestellt. Durch das LNG-Beschleunigungsgesetz wurden sie gefordert in nur einer Woche (19.-25.07.2022) die ausgelegten Planfeststellungs-unterlagen zu lesen (40 Aktenordner) und beim Amt für Planfeststellung Energie (AfPE) bis zum 01.08.2022 gegebenenfalls eine detaillierte Stellungnahme abzugeben. „Das war für viele mitten in der Ernte- und Ferienzeit nahezu unmöglich“, so die Grüne Kreissprecherin Dr. Hildegard Bedarff.

In einem Beschluss haben die Kreisgrünen 2020 bereits festgelegt, die lokalen GRÜNEN Umweltverbände „Klimabündnis gegen LNG“ (darunter die Deutsche Umwelthilfe) sowie „Arge Umweltschutz Haseldorfer Marsch“ in ihrem Widererstand gegen das geplante LNG-Terminal Brunsbüttel und die Trasse durch die Marsch zu unterstützen. Bedarff erläutert: „Der brutale Angriffskrieg Russlands in der Ukraine und die russische Erpressung durch eine Drosselung von Gasimporten nach Westeuropa zwingt die Grünen zur Neubewertung von Entscheidungen und zu schmerzlichen Kompromissen. Unter den Mitgliedern in unserem Kreisverband wird derzeit die Entscheidung der Bundesregierung, den Bau eines LNG Terminals in Brunsbüttel voranzutreiben, kontrovers diskutiert. Der Kreisverband setzt weiterhin auf eine enge Zusammenarbeit mit den Umweltverbänden und fordert die Landesregierung auf, die Einwände im Planfeststellungsverfahren sehr ernst zu nehmen und zu prüfen, ob nicht ein anderer Trassenverlauf gewählt werden kann, wie er von Naturschutzverbänden und den Grünen seit 2019 immer wieder zur Diskussion gestellt wird.“

 

Wir Grüne im Kreis Pinneberg kritisieren die Trassenplanung durch die Haseldorfer Marsch schon lange. Nun sind wir gefordert, unseren Standpunkt noch einmal final darzustellen.

Nadine Mai

 

Die Grünen teilen die Kritik der Verbände, dass die Trasse den Zielen des Klima- und Naturschutzes entgegensteht und weitere Nachteile hat. Die Betreiber planen die neue Gastrasse mitten durch das Marschland, was das Grundwasser, die Naturschutzflächen und die landwirtschaftliche Nutzung gleichermaßen gefährdet, wie Ralf Hübner, der Sprecher der ARGE Umweltschutz und Mitglied der Grünen in Hetlingen, darstellt: „Die ca. 54 km lange Gasleitung wird in ca. 1,2 m Tiefe im Kreis Pinneberg von Raa-Besenbek über Seester, Groß Nordende, Uetersen Neuendeich, Moorrege, Haselau, Haseldorf und Hetlingen zum Einspeisepunkt in Heist gebaut. Auf der gesamten Trasse befinden sich zahlreiche Hoch- und Niedermoore, bei denen eine Grundwasserabsenkung geplant ist und damit erhebliche Schäden für Moor, Struktur und Stabilität drohen. Dieses schränkt die bestehenden Kapazitäten für die immer häufiger auftretenden Starkregenereignisse ein.“

Für Barbara Stegert, Vorsitzende der Moorreger Grünen, die selbst auf einem betroffenen landwirtschaftlichen Betrieb lebt, sind auch die Folgen für die Landwirtschaft unabsehbar. „Die Trasse zerstört landwirtschaftliche Kulturfläche und das mitten in einer Zeit, in der der Klimawandel die Landwirtschaft bereits vor enorme Herausforderungen stellt. Durch die zu erwartende Beschädigung der in der Haseldorfer Marsch traditionellen Tonrohr-Drainagen kann es zu Wasserstand auf den Feldern und dadurch zu Bewirtschaftungserschwernissen kommen.”

Die gesamte Trasse von Brunsbüttel bis nach Hetlingen führt durch umfangreiche Moor- und Torfschichten, die in Moorrege teils 3 Meter und anderswo im Kreis Pinneberg 5 Meter dick sind.

Barbara Stegert

 

Die Sorge um die Naturschutzgebiete und den Klimaschutz teilt Stegert mit Bedarff und Hübner: „Die gesamte Trasse von Brunsbüttel bis nach Hetlingen führt durch umfangreiche Moor- und Torfschichten, die in Moorrege teils 3 Meter und anderswo im Kreis Pinneberg 5 Meter dick sind. Das beschleunigt aus unserer Sicht den Klimawandel und ignoriert die mit der Trockenlegung der Moor- und Torf-schichten verbundene Freisetzung klimaschädlicher Gase. Weiterhin werden Wasserschutzgebiete von Elmshorn bis zur Haseldorfer Marsch, sowie gesetzlich geschützte Biotope und Wasservogelbrutgebiete durchquert.“

 

Seit 2019 setzt sich die Grünen vor Ort daher für eine veränderte Trasse ein. Insbesondere sollen die Leitungen minimalinvasiv in vorhandenen Korridore gebündelt werden. „Bei einer ‚Bündelung‘ würde die Trasse entlang der vorhandenen Gasleitung in Klein Offenseth des regionalen Versorgers SH Netz führen, was auch die Verlegung in trockenerem und festerem Boden gewährleisten würde.“, so Dr. Nadine Mai, Mitglied im Wirtschaftsausschuss des Kreistages. Dies würde zwar geringfügig mehr Leitungskilometer bedeuten. Die leichtere und entsprechend schnellere Planung ohne weitere Grundstückskäufe und der Schutz der sensiblen Marschlandschaft wögen diese Mehrinvestitionen aber wieder auf, so Mai.

 

Schon oft haben die Grünen im Kreis Pinneberg den Vorschlag diskutiert und hoffen nun, dass er im Verfahren berücksichtigt wird. Im Kreis Pinneberg fordern die GRÜNEN zudem eine Reform für mehr Freiflächensolaranlagen, um kleine Gemeinden unabhängiger zu machen.  Gemeinden wie Hetlingen scheitern allerdings bislang an den aktuellen Landes-Richtlinien. „Es darf nicht der Eindruck entstehen, fossile Energie würde bevorzugt“, so Hübner. „Vielmehr müssen Klimaschutz und Naturschutz in Einklang gehen, was durch Solaranlagen besser gelänge. Jede Gemeinde in Schleswig-Holstein sollte 1 % ihrer Gemeindefläche für den Aufbau von Freiflächensolaranlagen nutzen dürfen, ohne das es bürokratische Hindernisse gibt.“

 

 

 

 

 

 

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